Nach No-Angels-Pleite
Grand-Prix-Moderator Hermanns schmeißt hinDer deutsche Vorentscheid des Eurovision Song Contests wird künftig ohne Moderator Thomas Hermanns stattfinden. Der 45-Jährige will den Weg für einen Neuanfang der Sendung freimachen. Nach dem katastrophalen Abschneiden der No Angels in Belgrad will der NDR das Regelwerk des Vorentscheids ändern.
Sie hatten sich so hübsch gemacht beim "European Song Contest" und wohl auch alles gegeben. Am Ende aber ...
Die Pleite der No Angels beim Eurovision Song Contest in Belgrad hat eine erste Konsequenz: Ein offenbar genervter Thomas Hermanns gibt nach drei Jahren die Moderation des deutschen Vorentscheids und der begleitenden Sendung des Grand-Prix-Abends auf. Er werde nicht mehr durch die Sendungen führen, sagte der 45-Jährige dem Online-Medienmagazin „DWDL“. Er fügte hinzu: „Ich will ja kein Masochist werden.“ Der NDR bedauerte am Sonntag die Entscheidung Hermanns „außerordentlich“.
Zugleich wurde am Wochenende bekannt, dass nach dem letzten Platz Deutschlands die ARD nach einem neuen Ansatz für die nationale Ausscheidungsprozedur sucht. Die ARD-Unterhaltungschefs wollen laut Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber am Mittwoch und Donnerstag den Eurovision Song Contest analysieren. Bei der Suche nach einem neuen Modus gebe es „keine Denkverbote“, sagte Schreiber. Die Devise müsse lauten: „Wir wollen gewinnen.“
Der NDR-Progammdirektor Fernsehen, Volker Herres, sagte, dass der bekennende Grand-Prix-Fan Hermanns mit seiner Entscheidung zum Rückzug dem Sender alle Optionen für diesen Neuanfang eröffnen wolle, ehre ihn sehr. „Klar ist: Bei der Auswahl der deutschen Interpreten wird es einen Neuanfang geben müssen“, betonte Herres. Er dankte Hermanns zugleich „für sein Engagement, seinen Rat und für die Leidenschaft, mit der er sich in die Sendung eingebracht hat“. Der 45-Jährige sei für den deutschen Vorentscheid eine „ideale Besetzung“ gewesen.
Hermanns äußerte sich über die künftigen Chancen Deutschlands im Wettbewerb skeptisch. Er bleibe zwar Fan und wolle auch weiterhin, „dass wir gewinnen. Aber ich sehe die Chancen nicht mehr, dass das nochmal klappen kann in den nächsten Jahren und möchte nicht nächstes Jahr wieder da stehen und von einem weiteren Desaster sprechen.„
Ihn frustriere der Grand Prix inzwischen leider oft, weil er derart komplex geworden sei, sagte Hermanns. Eine Teilnahme sei “zum Feldzug geworden, der gut geplant werden will. Der Spaß bleibt dabei leider oft auf der Strecke.“
„Wahrscheinlich müssten wir Tokio Hotel hinschicken und beim Vorentscheid nur auswählen lassen, welchen Song sie singen sollen“, scherzte Hermanns. Die größte Herausforderung der kommenden Jahre fasste er in einer Fragestellung zusammen: „Will man künftig den Geschmack des eigenen Landes treffen oder den möglichst vieler Teilnehmerländer?“
Für ein mögliches neues deutsches Auswahlverfahren wird dem “Focus„ zufolge angeblich zum schwedischen Staatssender STV geschaut. Dort werde jedermann die Bewerbung um einen Startplatz beim Song-Contest erlaubt, sofern er Staatsbürger ist oder seinen Wohnsitz im Land hat. Das Lied müsse eine Neu-Komposition sein. Aus den Tausenden eingereichten Songs legen die schwedischen Musikverlage etwa 30 Favoriten-Songs fest, aus denen der TV-Sender wiederum die Besten für die Endauswahl bestimmt. Dies geschehe anonym, ohne Kenntnis von Sänger und Songschreiber. Den Sieger wählten in einer großen Fernsehshow die Zuschauer via Telefon und eine Fachjury.
In Deutschland hatte bisher der zuständige NDR die Kandidaten bestimmt, aus denen die Zuschauer per Telefonwahl den deutschen Teilnehmer am internationalen Wettbewerb erkoren.
Source Welt.de